Kundenwertanalysen (RFM, CLV) durchführen und auswerten
Kaufmännische Steuerung und Kontrolle
Kundenwertanalyse
A. CLV Analyse
Die Kundenwertanalyse (auch Customer Lifetime Value - CLV - genannt) ist eine Methode, mit der Unternehmen den finanziellen Wert eines Kunden über die gesamte Dauer der Geschäftsbeziehung einschätzen. Sie dient dazu, den potenziellen Umsatz, den ein Kunde während seiner gesamten Bindung an das Unternehmen generieren kann, zu berechnen. Die Kundenwertanalyse berücksichtigt dabei Faktoren wie Kaufhäufigkeit, durchschnittlicher Auftragswert, Kundenbindung und die Kosten für die Kundenakquise und -bindung.
Die Kundenwertanalyse ist aus mehreren Gründen wichtig:
Ressourcenallokation: Die Analyse hilft Unternehmen, ihre Marketing- und Vertriebsressourcen effektiver einzusetzen. Durch die Kenntnis des CLV können sie gezielt in Kunden investieren, die den höchsten Wert für das Unternehmen bieten.
Kundenpriorisierung: Die Kundenwertanalyse ermöglicht eine gezielte Kundensegmentierung, sodass sich Unternehmen auf die profitabelsten Kunden konzentrieren und diesen gegebenenfalls spezielle Angebote oder Serviceleistungen bieten können.
Personalisierung und gezielte Ansprache: Durch die Identifizierung der Bedürfnisse und Präferenzen der wertvollsten Kunden können Marketing- und Vertriebsmaßnahmen besser auf diese Gruppen zugeschnitten werden. Dies steigert die Wahrscheinlichkeit von erfolgreichen Kampagnen und Umsatzsteigerungen.
Kundenbindung: Die Kundenwertanalyse trägt zur Verbesserung der Kundenbindung bei, indem sie Unternehmen ermöglicht, Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zur Bindung dieser wertvollen Kunden zu ergreifen.
Rentabilitätssteigerung: Durch die Fokussierung auf die wertvollsten Kunden können Unternehmen ihre Rentabilität erhöhen, da die Ressourcen gezielt auf die profitabelsten Kunden gelenkt werden.
Insgesamt ist die Kundenwertanalyse eine wichtige Methode, um den Erfolg von Marketing- und Vertriebsaktivitäten zu steigern und die Rentabilität im Einzelhandel, E-Commerce und Omnichannel-Bereich zu optimieren. Unternehmen, die den Kundenwert effektiv analysieren und darauf basierend strategische Entscheidungen treffen, können ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und langfristig erfolgreich am Markt bestehen.
Beispiel
Eine Kundenwertanalyse (Customer Lifetime Value, CLV) ist ein wichtiges Instrument für Händler, um die Wertentwicklung ihrer Kunden über die gesamte Dauer der Geschäftsbeziehung zu bewerten. Sie hilft dabei, das Kundenverhalten zu verstehen, gezielte Marketingmaßnahmen zu entwickeln und den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu gewährleisten. Im Folgenden wird ein Beispiel für eine Kundenwertanalyse für Händler vorgestellt.
Ein mittelständischer Modehändler, der sowohl im stationären Einzelhandel als auch im Online-Shop tätig ist, möchte seine Marketingstrategie optimieren und die Kundenbindung erhöhen. Um dies zu erreichen, führt er eine Kundenwertanalyse durch.
1. Datenerhebung: Der Händler sammelt zunächst alle relevanten Daten über seine Kunden, wie z.B. Kaufhistorie, Umsatz, Retouren, Kundenanfragen und demografische Informationen. Diese Daten werden über alle Vertriebskanäle (stationär, Online-Shop) erfasst und in einer zentralen Datenbank gespeichert.
2. Segmentierung: Anschließend teilt der Händler seine Kunden in verschiedene Segmente ein, basierend auf ihren gemeinsamen Merkmalen, wie z.B. Alter, Geschlecht, Wohnort, Kaufverhalten und Vorlieben. Diese Segmentierung ermöglicht es dem Händler, gezielte Marketingmaßnahmen für die einzelnen Kundengruppen zu entwickeln.
3. Berechnung des CLV: Für jedes Kundensegment berechnet der Händler den Customer Lifetime Value. Dieser Wert gibt an, wie viel Umsatz ein Kunde im Durchschnitt während der gesamten Geschäftsbeziehung generiert. Hierbei werden sowohl vergangene als auch zukünftige Umsätze berücksichtigt, wobei zukünftige Umsätze diskontiert werden, um den Zeitwert des Geldes zu berücksichtigen.
4. Analyse und Optimierung: Basierend auf den Ergebnissen der Kundenwertanalyse kann der Händler nun seine Marketingstrategie optimieren. Hierzu gehören z.B.
5. Identifizierung von High-Value-Kunden: Der Händler ermittelt die Kundengruppen, die den höchsten CLV aufweisen und somit besonders wertvoll für das Unternehmen sind. Diese Kunden können dann gezielt mit exklusiven Angeboten, personalisierten Inhalten und besonderen Serviceleistungen angesprochen werden, um ihre Loyalität und Zufriedenheit zu erhöhen.
6. Identifizierung von Churn-Risiken: Kunden, die in der Vergangenheit nur sporadisch oder wenig gekauft haben, könnten ein höheres Risiko aufweisen, das Unternehmen zu verlassen (Churn-Risiko). Durch gezielte Marketingmaßnahmen, wie z.B. Rabattaktionen, kann versucht werden, diese Kunden zu reaktivieren und ihre Bindung an das Unternehmen zu stärken.
7. Optimierung der Kundenakquise: Durch die Analyse der CLV-Werte verschiedener Kundensegmente kann der Händler seine Akquisitionsstrategie optimieren und sich auf die Kundengruppen konzentrieren, die den höchsten langfristigen Wert für das Unternehmen bieten.
Insgesamt ermöglicht die Kundenwertanalyse dem Modehändler, seine Marketingstrategie gezielter auszurichten, die Kundenbindung zu erhöhen und somit langfristig erfolgreich am Markt zu bestehen.
B. RFM - Analyse
RFM steht für Recency, Frequency, Monetary.
Recency (Aktualität): Misst Zeit seit letztem Kauf. Bsp.: Kürzlich aktive Kunden neigen zu wiederholten Käufen.
Frequency (Häufigkeit): Zeigt, wie oft ein Kunde kauft. Hohe Frequenz deutet auf Loyalität hin.
Monetary Value (Monetärer Wert): Reflektiert den gesamten Ausgabenbetrag. Kunden mit höherem Wert sind profitabler.
Anwendung: Segmentierung der Kunden für zielgerichtete Marketingstrategien.
Beispiel RFM-Analyse und ABC-Analyse mit zwei Kunden:
Kunde A kaufte vor 2 Tagen Schuhe (100€), ist seit einem Jahr registriert, hatte in den letzten 3 Monaten 5 Einkäufe.
Kunde B kaufte vor 2 Monaten ein T-Shirt (20€), ist seit 6 Monaten registriert, hatte in den letzten 3 Monaten 1 Einkauf.
RFM-Analyse:
Recency, Frequency, Monetary Value für Kunde A: Hohe Werte in allen Kategorien.
Recency, Frequency, Monetary Value für Kunde B: Niedrigere Werte insgesamt.
ABC-Analyse:
Kunde A: A-Gruppe (Premium).
Kunde B: C-Gruppe (Geringe Priorität)
Marketing:
Personalisierte Angebote für A-Gruppe (exklusive Rabatte).
Reaktivierungsangebote für C-Gruppe zur Steigerung der Aktivität.
Beispiel für eine Vertriebskanalbewertung:
Online-Shop generiert 70% der Verkäufe, während soziale Medien nur 10% beitragen.
Fazit: Fokus sollte auf die Online-Shop-Optimierung gelegt werden, um die Umsätze dort zu steigern.